Freilichtmuseum am Kiekeberg: Vom Schwein zur Wurst

Wie kommt das Schwein in die Wurst? Wie wurden die Tiere vor 200 Jahren gehalten? Und wie hat sich unser Umgang mit diesem Thema seitdem verändert? Auf diese und weitere Fragen antwortete das Freilichtmuseum am Kiekeberg im Rahmen des Aktionstages „Vom Schwein zu Wurst“ am 26. Januar 2025.

Wie früher

Im 17. Jahrhundert diktierte die Witterung, wie eine Bauernfamilie ihren Tag gestaltete. Im Sommer wurde die Zeit draußen auf dem Feld verbracht, im Winter hielt man sich an Heim und Hof. Zu den typischen Winteraufgaben zählte Handarbeit genauso wie das Schlachten und Verarbeiten der eigenen Tiere. Ohne Kühlschrank oder Gefriertruhe wäre das Lagern von Fleisch im Sommer nicht möglich gewesen. Aufgrund dieser Haltbarkeitsproblematik verzehrte man damals den geringsten Teil des Fleisches frisch. Der größte Teil wurde zu Brüh- oder Kochwürsten verarbeitet oder durch Einkochen, Räuchern und Pökeln haltbar gemacht. Generell wurde alle Teile des Schweins verarbeitet. Aus dem Blut kochte man Blutwurst, aus den Knochen wurde Brühe hergestellt und aus dem Fett Schmalz gemacht.

Die Darsteller der „Gelebten Geschichte“ traten in die wort-wörtlichen Fußstapfen einer Bauernfamilie von vor 200 Jahren. Sie stellten Grützwurst her und kochten Grünkohl inklusive deftiger Fleischeinlage. Verschiedene Vorträge und Führungen – etwa über die derzeitigen Herausforderungen des Fleischerhandwerks oder die gesellschaftliche Wahrnehmung und Erwartung an die Schweinehaltung – gaben einen aktuellen Einblick in die Gegenwart.

Auf dem weitläufigen Gelände des Freilichtmuseums im nördlichen Niedersachsen befindet sich auch eine nachgebaute Fleischerei aus den 1960er Jahren. Die „Schlachterei Rötting“ steht für eine Zeitwende in Sachen steigendem Wohlstand bis in die 1950er-Jahre. Die Menschen waren weniger auf die Selbstversorgung angewiesen. Neben historischen Bauernhäusern konnten Besucherinnen und Besucher auch einen Blick in das Fachgeschäft werfen.

Swatbunte

Auf den Weiden des Museums leben verschiedene alte Nutztierrassen, zum Beispiel bunte Bentheimer Schweine, die an diesem Aktionstag selbstverständlich die Hauptrolle spielten. Die schwarz-gefleckten Tiere aus Niedersachsen waren fast ausgestorben. Erst Ende der 1980er-Jahre wurde die widerstandsfähige Rasse aus einem Restbestand wiederbelebt.

Ein voller Erfolg

„Die Vorträge und Führungen waren alle sehr gut besucht. Das zeigt uns, wie wichtig die Aufklärung zum Thema Fleischkonsum und -verarbeitung heute weiterhin für viele Menschen ist“, erläutert Museumsdirektor Stefan Zimmermann. „Es freut uns, dass wir mit dem Aktionstag ‚Vom Schwein zur Wurst‘ die historische Bedeutung der Schweinehaltung vermitteln und gleichzeitig den aktuellen Diskurs über Tierwohl und nachhaltige Ernährung aufgreifen können.“

Fotos: FLMK

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner