An einem Mittwoch vor 140 Jahren, am 18. Februar 1885, trafen sich 136 ortsansässige, selbstständige Fleischermeister und Schlachter in der Hamburger Neustadt. In Sagebiel‘s Etablissement gründeten sie einstimmig die Fleischerinnung Hamburg.
Weiterlesen: Happy Birthday: Fleischerhandwerk in Hamburg
Die Gründerväter der Innung verfolgten ein gemeinsames Ziel: Für den Berufsstand und die Verbraucher sollten sowohl die Qualität der Ausbildung als auch die Qualität der hergestellten Produkte gesichert werden. „Eine starke Gemeinschaft garantiert auch heute noch die Zukunft der einzelnen Betriebe“, erklärt Dirk Hübenbecker, Obermeister der Fleischerinnung Hamburg.
Nachwuchs gewinnen

Die Aufgaben der Innung sind über die Jahrzehnte vielfältig gewachsen. Gemeinsam mit den Betrieben und der Berufsschule organisiert sie die klassische Ausbildung sowie die überbetrieblichen Lehrlingsunterweisungen. Darüber hinaus informiert sie über die Berufe des Fleischerhandwerks in Form von Seminaren, Workshops und Berufsmessen, neuerdings auch unter Einsatz einer modernen VR-Brille. „Fachkräftemangel und sinkende Auszubildendenzahlen sind die größten Probleme für unsere Betriebe“, weiß Anna-Lena Klaus, Geschäftsführerin der Hamburger Innung. „In Zukunft werden wir deswegen auch verstärkt Mitarbeiter aus Indien, den Philippinen oder Vietnam in Fleischerfachgeschäften sehen.“
Aber nicht nur bei der Erstausbildung, auch im Bereich Weiterbildung ist die Innung stark engagiert. Seit 1962 betreibt die Fleischerinnung Hamburg die Erste Norddeutsche Fleischerfachschule. Hier wurden bis heute über 4.000 Fleischermeister ausgebildet. „Zurzeit machen bundesweit jährlich knapp 400 Fleischergesellen ihren Meister. Etwa 40-50 davon kommen aus Hamburg“, so Obermeister Hübenbecker. Neben der Meisterausbildung bietet die Innung in Kooperation mit der Kammer auch Fortbildungskurse zur Leitung von Bedientheken im Einzelhandel an.
Gut beraten
Neben Aus- und Weiterbildung gehören die fachtechnische Information und Beratung der Mitgliedsunternehmen sowie die Interessenvertretung gegenüber Politik und Verwaltung zu den klassischen Aufgaben der Innung. „Um diese Aufgaben heute und in Zukunft hinreichend erfüllen zu können, haben wir uns 2019 mit Fleischerfachverbänden aus Niedersachsen-Bremen und Schleswig-Holstein zum Fleischverband Nord e.V. zusammengeschlossen“, erklärt Geschäftsführerin Anna-Lena Klaus.
Von Hamburg aus vertritt der Fleischerverband Nord nunmehr die Interessen von mehr als 400 Fachbetrieben im ganzen Norden gegenüber Politik, Gesellschaft und Öffentlichkeit. „Gerade vor dem Hintergrund des stetigen Betriebsrückgangs im Fleischerhandwerk war es notwendig, sich zusammenzuschließen“, sagt Obermeister Hübenbecker. „Ende der 50er Jahre hatten wir allein in Hamburg noch fast 1000 Fleischereien. Heute sind es keine 40 Betriebe mehr.“ Der Rückgang spiegele den Wandel von Wirtschaftsstruktur, Einzelhandel und Verbraucherverhalten, so Hübenbecker.