Nachhaltige Verpackungslösungen im Fleischerhandwerk

Nachhaltigkeit spielt eine immer wichtigere Rolle auch im Fleischerhandwerk. Besonders Verpackungslösungen stehen im Fokus, da sie nicht nur durch neue gesetzliche Vorschriften, sondern auch durch ein wachsendes Umweltbewusstsein in der Gesellschaft an Bedeutung gewinnen. Die richtige Wahl der Verpackung kann nicht nur Ressourcen schonen, sondern auch Kosten senken und das Image eines Betriebs verbessern.

Rechtliche Rahmenbedingungen und Herausforderungen

Die neue europäische Verpackungsverordnung sowie die aktuellen juristischen Entwicklungen, wie die Entscheidung zur Tübinger Einwegsteuer, setzen neue Maßstäbe für nachhaltige Verpackungslösungen. Grundsätzlich gilt: Je weniger (Kunststoff-)Verpackung, desto weniger bürokratischer Aufwand und geringere Kosten. Dies verdeutlicht, dass Nachhaltigkeit nicht nur ein ökologisches, sondern auch ein wirtschaftliches Thema ist. Dennoch bringt ein höherer Anteil an Mehrwegverpackungen auch Herausforderungen mit sich, insbesondere in Bezug auf Hygiene und logistischen Mehraufwand.

Mehrweg- und Pfandsysteme als nachhaltige Alternative

Seit 2023 ist die Pflicht zum Angebot von Mehrwegverpackungenbei Take-Away-Gerichten im Verpackungsgesetz verankert. Dadurch sollen der Verbrauch von Einwegverpackungen reduziert werden. Seither greifen Fleischereien auf unterschiedliche Mehrweg- und Pfandsysteme zurück.

Ein Beispiel ist das Modell von Fleischermeister Kai Emmerich aus Rötgesbüttel bei Braunschweig. Dieser nutzt individualisierte Pfanddosen. Diese sogenannten ecoBoxen können vakuumiert werden und sind mit seinem Logo gebrandet. Bei seiner Kundschaft erfreut sich das System trotz Pfandgebühr großer Beliebtheit.

Einige Fleischereien nutzen für Mittagstisch und Salat aus der Theke auch das bundesweit bekannte System REBOWL. Der Vorteil für die Kundschaft: Sie können die Behältnisse bei allen RECUP- und REBOWL-Partner zurückgeben.

Einwegverpackungen aus nachhaltigen Materialien

Neben Mehrwegverpackungen gibt es auch nachhaltige Einweglösungen. Fleischermeister Frank Ludowig aus Wunstorf bei Hannover beispielsweise setzt auf plastikfreie Serviceverpackungen. Dabei kommen Materialien wie Papier oder biobasierte Stoffe zum Einsatz. Ein entscheidender Faktor ist die Unterscheidung zwischen biobasierten, biologisch abbaubaren und kompostierbaren Verpackungen:

  • Biobasierte Verpackungen bestehen beispielsweise aus nachwachsenden Rohstoffen wie Cellulose, Zuckerrohr oder Mais und helfen, fossile Ressourcen zu schonen.
  • Biologisch abbaubare, biobasierte Kunststoffverpackungen zersetzen sich, benötigen dafür aber eine gewisse Zeit. Die Deklaration „biologisch abbaubar” sagt nichts über die Zeitspanne der Zersetzung aus. Der Begriff darf zudem auch für Kunststoffe auf Erdölbasis genutzt werden, obwohl dabei das umstrittene Mikroplastik (PBAT) entsteht. Diese „neuen“ biologisch abbaubaren Polymere sind zudem für den Verbraucher kaum oder gar nicht von ähnlichen erdölbasierten Materialien zu unterscheiden.
  • Der Begriff „kompostierbar” unterliegt strengen Bedingungen und schreibt u. a. vor, dass die vollständige Zersetzung unter definierten Bedingungen innerhalb von 90 Tagen erfolgt.

Wann sind Verpackungen nachhaltig?

Nachhaltigkeit wird jedoch nicht nur durch das Material definiert: Jedes Material hat seine Berechtigung – sei es aufgrund der Schonung fossiler Ressourcen, der biologischen Abbaubarkeit oder der Recyclingfähigkeit. Ein bewährter Grundsatz ist dabei: Reduce – Reuse – Recycle. Dies bedeutet zum Beispiel, Verpackungen so klein wie möglich zu halten, Mehrfachverwendungen zu ermöglichen und recyclingfähige Materialien zu bevorzugen.

Automatisierung und innovative Verpackungslösungen

Auch moderne Technologien können zu nachhaltigen Verpackungslösungen beitragen. Ein Beispiel dafür ist die Fleischerei Leggedör in Weener, Ostfriesland, die mit einem speziell entwickelten Tiefzieher ihre Verpackungsprozesse optimiert hat. Dadurch wurde nicht nur der Materialverbrauch reduziert, sondern auch eine Antwort auf den Fachkräftemangel gefunden. Besonders im Selbstbedienungsbereich besteht noch Innovationsbedarf, da hier Aspekte wie Haltbarkeit und Hygiene eine zentrale Rolle spielen.

Nachhaltige Verpackungslösungen bieten viele Chancen für das Fleischerhandwerk. Ob Mehrweg-, Einweg- oder innovative Verpackungstechnologien – jede Fleischerei kann individuelle Maßnahmen umsetzen, um nachhaltiger zu wirtschaften und Ressourcen zu schonen. Die Wahl der richtigen Verpackung hängt von den betrieblichen Gegebenheiten, den Bedürfnissen der Kundschaft und den rechtlichen Rahmenbedingungen ab. Klar ist: Nachhaltigkeit ist nicht nur eine Verpflichtung, sondern auch eine Chance für eine zukunftsfähige Betriebsführung.

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