Kulturwandel weckt Innovationsfreude

Das Einkaufsverhalten der Menschen hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten deutlich verändert. So ist ein wachsendes Bewusstsein für Nachhaltigkeit, Tierwohl und Umweltschutz zu beobachten, das sich auch darin äußert, dass sich viele Menschen dafür interessieren, woher ihre Lebensmittel stammen und unter welchen Bedingungen sie produziert wurden. Dies führt einerseits zu einer steigenden Nachfrage nach ökologisch und ethisch verantwortungsvoll produzierten Lebensmitteln. Zum anderen wird großer Wert auf Regionalität gelegt und der Einkauf auf dem Wochenmarkt gehört für viele zum guten Ton.

Auch Fleischerinnen und Fleischer sind seit jeher auf diesen Märkten vertreten und erfreuen sich nun über die gestiegene Nachfrage. Ein Grund: Sie beziehen ihr Fleisch von Landwirten aus der Region und können die Kundinnen und Kunden direkt über die Haltungsbedingungen informieren. Neben Tierwohl und Regionalität kommt auch der Aspekt der Nachhaltigkeit zum Tragen. Bei vielen Handwerksfleischereien gilt: „from nose to tail“.

Online

Der Trend, online statt vor Ort einzukaufen, wurde durch die COVID-19-Pandemie noch verstärkt und zeigt sich nun auch deutlich im Lebensmittelbereich. Viele nutzen auch nach Ende der Pandemie den Lieferservice der Supermärkte, da es einfach bequemer ist, Nahrungsmittel von zu Hause aus zu bestellen. Auch Angebote wie Flink, Gorillas und Flaschenpost haben sich mittlerweile etabliert. Aber nicht nur herkömmliche Produkte sind online erhältlich. Viele Fleischereien sind auf den Zug aufgesprungen und bieten ihre Produkte tiefgekühlt, vakuumverpackt oder in Gläsern und Dosen im eigenen Online-Shop an. Bei der Bio-Fleischerei Fricke und der Metzgerei Dreymann kann beispielsweise Fleisch in Bio-Qualität bequem vom Sofa aus eingekauft werden. Kundinnen und Kunden der Fleischerei Dohrmann und der Landschlachterei Dettmers können die gewünschte Ware per App vorbestellen und anschließend im Geschäft abholen.

Automatisch, praktisch, gut

Doch nicht nur online kann man bei vielen Fleischereien rund um die Uhr einkaufen. Bereits seit einigen Jahren nutzen viele Fleischereifachgeschäfte Verkaufsautomaten, an denen die Kundinnen und Kunden auch außerhalb der Öffnungszeiten bequem die handwerklich hergestellten regionalen Produkte erwerben können.  So setzen u. a. die Fleischerei Lohff in Travemünde, die Hofschlachterei Untiedt in Barsbek und die Landschlachterei Neldner in Kissenbrück auf Verkaufsautomaten vor ihren Geschäften und locken damit auch Kurzentschlossene an. Wer am Sonntag spontan einen Grillabend mit hochwertigem Fleisch veranstalten möchte, findet mit etwas Glück einen Automaten in seiner Nähe, so dass dem geselligen Beisammensein nichts im Wege steht.

Smartstore

Der kürzlich von Benni Koithahn eröffnete 24/7-Laden in Braunlage kommt wie die Automaten ebenfalls ohne Verkaufspersonal aus. Das „jederzeit“ zeichnet sich nicht nur durch

den zeitlich unbegrenzten Zugang aus, sondern auch durch die angebotenen Produkte. So finden sich neben den leckeren Fleisch- und Wurstprodukten von Koithahn‘s Harzer Landwurst Spezialitäten auch Milch, Eier, Brötchen, Nudeln, Getränke, Eis, Saucen, Marmeladen, Honig, Öl und vieles mehr im Sortiment. Zu kaufen gibt es, was den Koithahns schmeckt. Insgesamt stehen mehr als 200 Produkte zum Verkauf.

Wer das kleine Geschäft im Zentrum von Braunlage betreten will, bekommt an der Tür eine gute Anleitung. Denn um hineinzukommen, muss zunächst ein Code gescannt, ein Konto angelegt und Zahlungsdaten hinterlegt werden. Dann wird per Mail ein individueller QR-Code zugeschickt, mit dem sich die Türen öffnen lassen. Das ist nötig, weil der Shop ganz ohne Personal auskommt und auch der gesamte Bezahl- und Check-out-Prozess smart abläuft. Dazu müssen die ausgewählten Produkte in eine Scannerwanne gelegt werden, damit sie von der Kasse erfasst werden können. Anschließend wird der zu zahlende Betrag automatisch berechnet und der Einkauf durch Scannen des individuellen Handycodes abgeschlossen.  

Auch in Süddeutschland gibt es vergleichbare Angebote. So betreibt die Metzgerei Weyh in Schwabach einen Smartstore und auch in Wollmanns Ladenbox24 kann zu jeder Tages- und Nachtzeit eingekauft werden. Bei beiden Läden handelt es sich um Container.

Fleischerhandwerk passt sich Marktveränderungen an

Das Fleischerhandwerk hat sich im Laufe der Jahre immer wieder dem Markt und den Bedürfnissen der Menschen angepasst. Heute bieten viele Fleischereien nicht nur eine Vielzahl gesunder und fettarmer Fleischprodukte an, die den aktuellen Ernährungstrends entsprechen, sie reagieren auch auf die steigende Nachfrage nach Bio- und regionalen Produkten, indem sie ihr Sortiment entsprechend erweitern und Wochenmärkte anfahren.
Auch die Digitalisierung macht vor dem Fleischerhandwerk nicht halt. Viele Betriebe nutzen inzwischen Online-Shops und Social-Media-Plattformen, um ihre Produkte zu vermarkten und mit ihren Kundinnen und Kunden in Kontakt zu treten. So können sie ihre Reichweite erhöhen und neue Zielgruppen ansprechen.
Durch Innovation, Anpassungsfähigkeit und Qualitätsbewusstsein wird das Fleischerhandwerk auch in Zukunft ein wichtiger Bestandteil des Lebensmittelhandels bleiben.

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