(Weihnachts-)Tischlein deck dich! – Teil IV

In den ersten drei Teilen unserer Serie haben wir Ihnen kulinarische Weihnachtshighlights aus Deutschland vorgestellt. Im letzten Teil werfen wir nun einen Blick auf die Teller unserer Nachbarländer, denn auch dort gibt es zu Weihnachten besondere Traditionen. Wie bei uns unterscheiden sich diese von Region zu Region. Einige typische Gerichte sollen hier kurz vorgestellt werden.

Blick nach Osten

In Polen gibt es am Heiligen Abend angelehnt an die zwölf Apostel ein zwölfgängiges Festtagsmenü. In einem Land, das besonders stolz auf seine Suppen ist, darf natürlich eine klare Rote-Bete-Suppe mit kleinen Teigtaschen, gefüllt mit Sauerkraut und Pilzen, ebenso wenig fehlen wie Fisch. Besonders beliebt ist Karpfen – in Aspik, gebraten, in Essig eingelegt oder unter einer Gemüsehaube. In Ostpolen gehört außerdem eine Getreidespeise mit Mohn, Honig, Nüssen und Trockenobst zum Weihnachtsessen. In leicht abgewandelter Form (mit Brot statt Getreide und mehr Mohn) gibt es dieses Gericht in Schlesien. Alle zwölf Gerichte oder (in abgewandelter Form) Bestandteile stehen im Zeichen des Fastens. So wird in Polen am 24. Dezember auf Fleisch verzichtet.
Die besondere Nähe zu Deutschland mit dem Erzgebirge spiegelt sich auch im tschechischen Weihnachtsessen wider. Es besteht traditionell aus neun Gängen. Als wichtigster Bestandteil gilt Karpfen mit Kartoffelsalat. Daneben gibt es oft eine Suppe, Brot mit Honig, Obst und ein Dessert. Beliebt sind Apfelstrudel und vánočka, ein Kuchenbrot mit Rosinen und Mandeln.

Jenseits des Rheins

Der Heilige Abend steht bei den genussfreudigen Französinnen und Franzosen natürlich ganz im Zeichen des Essens. So findet die Bescherung erst am 25. Dezember statt. Das traditionelle Réveillon, ein siebengängiges Weihnachtsmenü, dauert daher mehrere Stunden. Es beginnt, wie ein guter Abend in Frankreich üblich, mit einem Aperitif: Pastis, Martini oder ähnliches. Es folgen Austern auf Salat mit Räucherlachs sowie Foie gras mit pikanter Zwiebelkonfitüre und geröstetem Toastbrot. Höhepunkt des Festessens ist der mit Maronen gefüllte Truthahn. Regionale Alternativen sind Ente à l’Orange, Lamm- oder Rinderbraten sowie gefüllter Kapaun. Gelegentlich werden auch Fischgerichte serviert. Auf keiner Speisekarte fehlen darf jedoch ein ausgezeichneter Wein oder Champagner. Eine Käseplatte leitet vom Hauptgang zum Dessert über. Den krönenden Abschluss bildet die Bûche de Noël, eine traditionelle Biskuitrolle mit Schokoladenbuttercreme, die einem Holzscheit oder Baumstamm nachempfunden ist.

BeNeLux

Auch in Belgien und Luxemburg wird die Bûche de Noël bzw. der Kerstronk gern als Nachtisch verzehrt. Zuvor kommen in Luxemburg entweder traditionell Blutwurst, Kartoffelpüree und Apfelmus auf den Teller oder aus dem Ausland inspirierte Gerichte wie Truthahn, Fondue oder Meeresfrüchte. Letztere werden oft auch von den Belgiern bevorzugt. Eine Alternative sind Wild und Rinderbraten, die auch in den Niederlanden sehr beliebt sind. Viele Familien essen dort auch Gourmette. Dabei handelt es sich um eine Art Raclette, bei dem jedoch kein Käse, sondern nur Beilagen wie Champignons, Kartoffeln, Eier und Frühlingszwiebeln in die Pfanne gegeben werden. Fleisch und Fisch werden auf der oberen Platte gegrillt.

In den Alpen

In der mehrsprachigen Schweiz ist die Vielfalt der Weihnachtsgerichte besonders groß. Das Fondue Chinoise hat in der Deutschschweiz viele Fans, aber auch Käsefondue, Raclette, Filet im Teig, Schüfeli (Schweinsschulterbraten) oder Rollschinkli werden gerne gegessen. Je nach Kanton gibt es noch weitere Variationen, denen aber der hohe Fleischanteil gemein ist. Als Vorspeise werden häufig Canapés mit geräuchertem Lachs, Meerrettich, Zwiebeln, Kapern oder Rindertartar mit Toast serviert. Beim Nachtisch sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Typischerweise werden zum Kaffee danach selbstgebackene Plätzchen gereicht. In der Romandie, der französischen Schweiz, werden wie in Frankreich Truthahn und Bûche de Noël gegessen. Im Tessin dürfen Panettone und Ravioli in Brodo, einer Kräuterbrühe, nicht fehlen.
In Österreich kommen je nach Region ganz unterschiedliche Gerichte auf den Tisch. Häufig gibt es Karpfen, Gans, Tafelspitz oder Würstelsuppe. Beliebt sind auch kalte Platten, Raclette oder Fondue.

Zwischen den Meeren

Bei unseren Nachbarn im Norden gehören folgende Gerichte zu einem klassisch dänischen Weihnachtsessen: eingelegter Hering, Fischfilet mit Remoulade, warme Leberpastete mit Speck und Pilzen, Sülze, Enten- oder Schweinebraten mit karamellisierten Kartoffeln, Rotkohl und Gewürzgurken sowie Rullepølse. Rullepølse ist ein traditioneller Aufschnitt aus flachem Schweinebauch, fein gehackten Zwiebeln, Petersilie, Weiß- oder Grünkohl und Gewürzen, der seinen Namen der gerollten Form verdankt. Ähnlich wie in Frankreich gibt es in Dänemark nach den Hauptgerichten eine Käseplatte, bevor Mandelreis das Weihnachtsessen abrundet. Zu jedem Gericht werden Bier und Schnaps gereicht.

Mit diesem kulinarischen Ausflug in unsere Nachbarländer haben wir zum Abschluss unserer Serie einen Überblick über verschiedene Weihnachtstraditionen gegeben und wünschen in diesem Sinne nun genussvolle und besinnliche Weihnachten!

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