„I think my pig whistles“ – Sprache ist Kultur

Sprichwörter und Redewendungen sind wichtig für unsere Sprache. Sogar so wichtig, dass sich eigene linguistische Disziplinen, die Parömiologie und die Phraseologie, ihrer Erforschung widmen. Oft haben die heute gebräuchlichen Aussagen einen kulturhistorischen Ursprung, wie in „Viele Köche verderben den Brei.“ Sie stammen mitunter aus der Bibel, der Literatur oder beruhen auf pauschalisierten gesellschaftlichen Erfahrungen.

Darüber hinaus sorgen Redewendungen und Sprichwörter dafür, dass Sprache natürlich klingt. Das merkt man manchmal, wenn man mit einem Nichtmuttersprachler spricht, der Deutsch nicht aus dem „Effeff“ beherrscht. Der Sprachfluss wirkt holprig und unflüssig. Da fast alle dieser geflügelten Wörter und Wendungen metaphorisch gemeint sind, ergeben sie nur in einem begrenzten Sprachraum Sinn. Sie sind Teil der regionalen und kulturellen Identität. Dass das auch Fleisch, Wurst, Schweine und Rinder beinhaltet, zeigen die folgenden Beispiele.

„Alles hat ein Ende nur die Wurst hat zwei.“

… ist ein altes Sprichwort, das bereits 1867 im Nachschlagewerk „Wanders Deutsches Sprichwörter-Lexikon“ aufgenommen wurde. In den 1980er Jahren klang es dann als Partylied durch die deutschsprachige Hitparade. Was damit gemeint ist? Irgendwann hören auch die schönsten Dinge auf!

„Das geht auf keine Kuhhaut!“

Zu diesem Sprichwort gibt es zwei mögliche Erklärungen. Die eine geht zurück ins Mittelalter. Zu dieser Zeit nutzte man zum Schreiben Pergamente, die aus Tierhäuten hergestellt wurden. Das tat angeblich auch der Teufel: Er führte für alle Menschen eine Liste, auf der er ihre Vergehen notierte. Am Ende entschied die Liste darüber, wer in die Hölle kam. Passten alle zu Lebzeiten begangenen Süden nicht auf ein Pergament, war die Wahrscheinlichkeit hierfür sehr hoch.

Eine andere Erklärung stammt aus dem 9. oder 8. Jahrhundert vor Christus, kurz vor der Gründung Karthagos. Einer phönizischen Prinzessin wurde auf der Flucht vor ihrem Bruder ein Stück Land angeboten, das so groß sein sollte, dass eine Kuhhaut es umspannen konnte. Die findige junge Frau aber schnitt die Kuhhaut in dünne Streifen und umrandete ein weitaus größeres Gebiet. Darauf wurde später die Burg von Karthago errichtet.

Was das Sprichwort bedeutet? Das ist nicht akzeptabel.

„Weder Fisch noch Fleisch“

Wenn zum Beispiel eine Entscheidung uneindeutig ist, nichts verändert und man damit nichts anfangen kann, hört man diese Phrase oft. Erstmalig schriftlich erwähnt und festgehalten wurde sie 1469 von Erasmus von Rotterdam. Zu dieser Zeit galt Fleisch – vielleicht noch Fisch – als annehmbares Lebensmittel. Gemüse und Brot spielten eine untergeordnete Rolle.

„Ich glaub mein Schwein pfeift!“

Eine nachvollziehbare Erklärung dieses Ausrufs gibt es nicht, denn Schweine können nicht pfeifen. Es geht vielmehr darum, seiner Empörung Ausdruck zu verleihen. Bei der Herkunft des Spruchs ist man sich uneins: entweder stammt er von Berliner Hausfrauen, die sich mit diesem Satz aus unangenehmen Situationen manövrierten (der Wasserkessel pfeift), oder es ist eine Wortschöpfung der Spontis.

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