Alles vom Tier – Kulturerbe: Schlachtschüssel

Im zweiten Teil unserer Reihe „Alles vom Tier“ beschäftigen wir uns weiter mit dem Thema Nachhaltigkeit und ganzheitliche Verarbeitung im Fleischerhandwerk. Die vollumfängliche Nutzung von Rohstoffen ist für Fleischermeister*innen ein sehr präsenter und wichtiger Teil des Arbeitsalltags. Auch in kulturellen Traditionen findet sich dieses Thema vermehrt wieder – eine dieser Traditionen fand sogar ihren Weg auf die Liste des UNESCO Kulturerbes.

Immaterielles Kulturerbe

Zum immateriellen Kulturerbe zählen Künste, Rituale, Feste, die aufgrund ihrer Tradition geehrt werden. Auch im Fleischerhandwerk gibt es solche besonderen Traditionen. Eine von ihnen ist die Schweinfurter Schlachtschüssel. Was einst als Arbeitstreffen entstand, bei dem fränkische Wurst produziert wurde, ist heute eine traditionelle Veranstaltung in Schweinfurt. Inzwischen steht die Schweinfurter-Schlachtschüssel-Tradition sogar auf der Liste vom UNESCO Kulturerbe.

Über 150 Jahre Tradition

Seit mehr als 150 Jahren wird das kulinarische Event von Schweinefleisch-Liebhaber*innen in Schweinfurt und Umgebung nach altem Brauch gefeiert. „Schlachtschüssel“, fränkisch für Schlachtplatte, ist ein Fleischgericht, das meist aus Wellfleisch und frisch hergestellter Wurst besteht. Die Schweinfurter Schlachtschüssel ist aber keine gewöhnliche Schlachtplatte – vielmehr handelt es sich um ein Fest mit einer langen Tafelrunde. Dabei speisen alle von einem langen Holzbrett, Teller gibt es bei diesem Event nicht. Für eine solche Veranstaltung braucht es auch eine Mindestanzahl an Teilnehmenden. Für Gewöhnlich wird für etwa 20 bis 30 Personen ein ganzes Schwein zubereitet und serviert. Der Ablauf des Festes richtet sich nach überlieferten Ritualen.

Für gewöhnlich werden in sieben Gängen jegliche Bestandteile eines geschlachteten Schweines zubereitet. Erst werden Bauch- und Stichfleisch serviert, dann Bug, Kamm und Kopffleisch mit Zunge, Ohr und Rüssel. Zuletzt gibt es die Innereien, das Herz und die Nieren. Abgerundet wird die Feierlichkeit meist mit Blechkuchen und Kaffee.

Geschichte

Im Jahre 1856 wurde „Schweinfurter Schlachtschüssel“ erstmals als Gericht von dem Schweinfurter Metzger Georg Josua Schwanhäusser serviert. Mit der Zeit fanden weitere Gastwirte Gefallen an der Idee und es entstand der Brauch. 1991 wurde anlässlich der 1200-Jahr-Feier der Stadt Schweinfurt ein Festessen mit mehr als 1200 Teilnehmenden veranstaltet – die bislang größte Schlachtschüssel.

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