Das grüne Wunder – Was steckt alles hinter Grünkohl?

Grünkohl gehört zum beliebtesten Wintergemüse in Norddeutschland. Zur Herbst- und Winterzeit gibt es den grünen Kohl in zahlreichen Variationen. Inzwischen findet man ihn neben der traditionellen Zubereitung als Beilage zu Kasseler und Pinkel auch in Salaten oder sogar Smoothies. Was alles in dem Power-Kohl steckt und wie viel Tradition und Esskultur mit ihm verbunden sind, erklären wir in diesem Beitrag.

Kraftvoller Kohl

Grünkohl wird von Juni bis in den Winter geerntet. In Deutschland wird der Kohl hauptsächlich in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen angebaut. Er ist besonders frostresistent und kann ohne Nährstoffverlust tiefgefroren werden. Grünkohl enthält viel Vitamin C, Phosphor und Calcium. Mit Fett angebraten kann auch das im Grünkohl enthaltene Vitamin E vom menschlichen Körper aufgenommen werden. Außerdem ist der Kohl sehr ballaststoffreich. Während der Kohl traditionell klassisch mit Kasseler und Co. serviert wird, gibt es inzwischen moderne Rezepte. Ob in einem grünen Smoothie oder als Grünkohl-Pesto, das Wintergemüse lässt sich vielseitig zubereiten.

Geschichte vom grünen Kohl

Schon im alten Griechenland war Grünkohl bereits bekannt. Dem Kohl wurde eine heilende Wirkung nachgesagt, weshalb er von einer Vielzahl an Griechen verzehrt wurde. Inzwischen wird Grünkohl hauptsächlich in Mittel- und Westeuropa angebaut. Auch in Deutschland kommt jedes Jahr eine große Menge an Kohl bei der Ernte zusammen. So wurden im Jahr 2020 über 18.000 Tonnen Grünkohl in Deutschland geerntet.

Grün oder Braun?

In Deutschland gibt es verschiedene Bezeichnungen für den grünen Winter-Kohl: Grünkohl, Braunkohl, Oldenburger Palme oder Krauskohl. Doch warum spricht man je nach Region von einem brauen Kohl? Die Antwort ist naheliegend: Früher wurden verschiedene Arten von Grünkohl angebaut, unter anderem auch braune und lilafarbene Varianten. Heute wird aber fast nur noch der grüne Grünkohl angebaut. In einigen Regionen blieb aber die Bezeichnung „Braunkohl“ gang und gäbe.  

Grünkohl als Teil unserer Kultur

In der Grünkohlzeit gibt es rund um das Wintergemüse viele Veranstaltungen mit langer Tradition. Ein Beispiel sind die Kohlfahrten. Gruppen von Firmen und Vereinen aber auch Familien und Freunden versammeln sich und ziehen durch Norddeutschland mit einem Ziel: Ein gemeinsames Grünkohlessen. Während des Ausflugs werden Spiele wie „Boßeln“ oder „Klootschießen“ (norddeutsches Kugelwerfen) gespielt und in einem Bollerwagen wird Verpflegung in Form von Getränken und Snacks transportiert. Was auch nicht fehlen darf: Ein Schnapsglas, was mit einem Band um den Hals getragen wird. Am Ziel angekommen wird dann Grünkohl je nach Region zubereitet serviert. Um Bremen und im Oldenburger Land wird zu Grünkohl überwiegend Pinkel gegessen. Um Hannover, Hildesheim, Braunschweig und Magdeburg gibt es wiederrum eher Bregenwurst zum grünen Kohl. Beliebte Beilagen sind außerdem Kasseler, Kohlwurst und Schweinebacke.

Grünkohlkönigin und Grünkohlkönig

Den Höhepunkt finden die traditionellen Grünkohlessen in der Krönung der Grünkohlkönigin und des Grünkohlkönigs. Bei privaten Grünkohlfesten werden diese je nach Gruppenritual auf unterschiedliche Art und Weise gekürt. Zum Beispiel werden diejenigen Grünkohlkönigin- und König, die als letzte den Tisch verlassen. Der Titel kann aber auch an jene verliehen werden, die die meisten Portionen verspeist haben. Die Aufgabe von Königin und König ist es dann, im folgenden Jahr das winterliche Grünkohlessen zu organisieren.

Es gibt aber auch offizielle Grünkohlfeste. Eine der bekanntesten Grünkohl-Veranstaltungen ist wohl das „Defftig Ollnborger Gröönkohl-Äten“ in Berlin. Seit 1956 treffen sich jedes Jahr geladene Gäste aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft mit Vertretern der Landes- und Bundespolitik zum gemeinsamen Grünkohlessen. Diese Veranstaltung dient vor allem der Kontaktpflege. Auch hier wird jährlich eine Grünkohlkönigin oder ein Grünkohlkönig gewählt. Amtierender Grünkohlkönig 2023 ist FDP-Politiker und Finanzminister Christian Lindner.

Während des „Defftig Ollnborger Gröönkohl-Äten“ werden rund 150 Kilogramm Kohl, 500 Pinkelwürste, 400 Kochmettwürste und 70 Kilogramm Kasseler verspeist. Als Nachspeise gibt es meist Rote Grütze.

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