Fleischkultur Teil I – gestern, heute, morgen

Ende Juli fand auf dem Stuttgarter Messegelände die Internationale deutsche Grill- & BBQ- Meisterschaft 2023 statt. Rund 6.000 Besucherinnen und Besucher besuchten das Event vom 29. und 30.07.2023. Der alle vereinende Faktor an diesem Wochenende: die Liebe zu Fleisch- und Wurstwaren sowie gutem Essen. Die Zubereitung von Steak und Würstchen auf offenem Feuer verbindet bis heute. Dass Fleisch schon früh eine ganz besondere Anziehungskraft auf Menschen hatte, möchten wir dir mit der Serie „Ein geschichtlicher Überblick über das Lebensmittels Fleisch in Europa“ zeigen. Gestartet wird mit der klassischen Antike, und dem Mittelalter. Weiter geht’s in der Frühen Neuzeit über die Industrialisierung rein ins 20. Jahrhundert. Zum Abschluss betrachten wir den Status quo und werfen einen kurzen Blick in die Glaskugel.

Fleischkonsum als Privileg

Schon in der klassischen Antike genoss Fleisch hohes Ansehen. Ein Indiz: Im Rahmen von rituellen Schlachtungen wurde es mit den Göttern geteilt. An dieser Praxis ist auch festzumachen, dass Fleisch der Oberschicht vorenthalten war, ärmere Bevölkerungsgruppen hingegen nur selten in den Genuss kamen. Meist wurde das Fleisch älterer Tiere gekocht, um keine Nährstoffe zu verschwenden.

Griechische Esskultur

Im antiken Griechenland ernährten sich die Menschen vorwiegend vegetarisch. Ziegen wurden hauptsächlich ihrer Milch und Wolle wegen gehalten. Aufgrund der großen Nähe zum Meer stand auch Fisch auf der Speisekarte vieler Griechen. Fleisch, insbesondere vom Schwein, wurde als Festspeise genossen. Zusätzlich gab es diverse Würste.

Fleisch im Römischen Reich

Zu seinen Hochzeiten erstreckte sich das Römische Reich rund ums Mittelmeer auf drei Kontinente und in über 30 (heutige) Länder. Entsprechend kann nicht von der einen Esskultur die Rede sein. Feststeht, dass Landgewinne durch eine gesicherte Lebensmittelversorgung begünstigt wurden. In der Hauptstadt Rom war Schweinefleisch sehr beliebt, wie archäologische Knochenfunde bestätigen. Schweine wurden ihres Fleisches wegen gehalten und gezüchtet. Regenmäßig Fleisch zu essen, konnten sich allerdings nur die oberen Gesellschaftsschichten leisten. Die Bevölkerung ärmerer Viertel begnügten sich oft auch mit dem zähen Fleisch alter Rinder, die als Arbeitstiere gehalten wurden.

Mehr Fleisch genoss man im Gebiet nördlich der Alpen. Zwar war der Lebensstandard hier geringer, doch aufgrund der demografischen Gegebenheiten war der Fleischkonsum höher. Schweine wurden in kleinen Gruppen gehalten, in denen sie sich von Kastanien, Eicheln und Bucheckern ernährten. Dank der feuchteren klimatischen Bedingungen im Norden war auch Holz keine Mangelware, was die Zubereitung über Feuer ermöglichte. Die Angriffe germanischer Stämme im 4. Jahrhundert nach Christus trugen schließlich zum Untergang des Römischen Reiches bei.

Eher so mittel, Alter

Das Ende der Völkerwanderung läutet den Beginn des Mittelalters um 500 n. Chr. ein.  Aus dieser Zeit stammen auch Vorschriften wie die „Lex Salica“ und christliche Fastenbestimmungen. Diese reglementierten u. a. die Zucht von Schweinen oder den generellen Fleischgenuss. Geprägt war diese Epoche durch immer wieder auftretende Hungersnöte und Zeiten der Mangelernährung. Das führte dazu, dass große Fleischportionen zum Luxusgut avancierten und dem Adelsstand vorbehalten waren. Verschiedene Gemälde und andere Aufzeichnungen zeugen von üppigen Festmählern. In den Folgejahren sorgten gute Klimabedingungen dafür, dass der Anbau und Verzehr von Getreide zur Lebensgrundlage vieler wurden. 

Während des Früh- und Hochmittelalters wuchs die Bevölkerung stark an. Dieses Bevölkerungswachstum wurde gebremst durch die Pestepidemie im 14. Jahrhundert, der Millionen Menschen zum Opfer fielen. Die „Boden-Mensch-Relation“ jedoch erholte sich. Die Vielhaltung nahm wieder an Fahrt auf. Wissenschaftler gehen davon aus, dass nördlich der Alpen zeitweise bis zu 100 Kilogramm Fleisch pro Kopf und Jahr verzehrt wurden.

Im nächsten Teil der Serie geht’s weiter mit der Frühen Neuzeit, der Industrialisierung und dem 20. Jahrhundert.

Hier kommst du zu Teil II

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